„Wasch´ mich, aber mach´ mich nicht nass!“ – Vom Phänomen der Doppelbindung

Psychologen nennen solche Botschaften double bind – zu Deutsch Doppelbindung. Man erkennt sie daran, dass zwei einander widersprechende Botschaften vermittelt werden. Der Empfänger steht vor einem Dilemma: Kommt er der einen Aufforderung nach („Wasch mich“), muss er die andere („Mach mich nicht nass“) ignorieren. Und umgekehrt.

Außerdem – und das ist das eigentlich Spannende daran – gibt es ein Verbot der Metakommunikation. Das heißt, man darf das nicht einfach ansprechen: „Hey, Moment mal, vorhin haben Sie doch aber gesagt, dass Sie ungern nass werden wollen!“ (Kann man machen, aber dann bricht man ein Tabu.)

Unternehmen sind großartig darin, widersprüchliche Signale auszusenden. Ständig. Besonders Hierarchie-Organisationen (HORGs) neigen dazu. Das wäre an sich eine Lappalie, wenn es nicht die Mitarbeiter lähmen und mitunter sogar zu Stillstand führen würde. Nach dem Motto: Wer sich nicht bewegt, kann nichts falsch machen.

Hier ein paar Beispiele:

Double bind. Bild: Lydia Krüger
Double bind. Bild: Lydia Krüger

Vieles davon spielt sich im Inneren der Organisation ab. Es gibt aber ein Gebiet, auf dem die Widersprüchlichkeit der Unternehmen nach außen dringt: das Recruiting.

[clickandtweet handle=“@Karriereletter“ hashtag=“#HORG“ related=“@Fonski_Berlin “ layout=““ position=““]Die Anforderungen an Bewerber sind oft mehr als paradox: Sie sollen jung sein, aber erfahren.[/clickandtweet] Im Bewerbungsgespräch sollen sie bitteschön sie selbst sein, aber bloß nicht zu sehr.

Unternehmen suchen Andersdenkende und Quereinsteiger – nur um diese unbequemen Menschen dann auszubremsen oder gar weg zu mobben.

Führungskräfte schlagen sich täglich mit diesen Paradoxien herum:

„Steigere den Umsatz, aber spare Kosten!“

Und so weiter. Hier geht es ausschließlich um die menschliche Ebene – weil double bind dort verheerende Auswirkungen haben kann.

Denn Doppelbindungssituationen werden oft nicht durchschaut und als unauflösbar, ja bedrohlich erlebt, weil der Empfänger der Botschaft:

  1.  keine Wahl hat (Lose-Lose-Situation),
  2. er die zugrundeliegende Paradoxie nicht ansprechen darf (Verbot der Metakommunikation),
  3. er sich aufgrund eines Abhängigkeitsverhältnisses (!) gezwungen sieht, der Aufforderung dennoch Folge zu leisten und
  4. er die Situation nicht verlassen kann.

Die lähmende Wirkung von double bind auf die Mitarbeiter lässt sich in vielen Organisationen beobachten. Denn wer nicht nach links und nicht nach rechts kann, bleibt einfach stehen.

Früher nahm man übrigens an, dass eine dauernde double bind-Kommunikation Schizophrenie auslösen kann. (Hat sich nicht bestätigt.) Verrückt machen kann sie einen aber schon.

Bild: view7/photocase.de

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