Aufgedeckt: Die wahre Ursache des Fachkräftemangels

In Deutschland herrscht Fachkräftemangel. Es fehlten Spezialisten, jammern die Unternehmen. Weit und breit sei niemand in Sicht. Und diejenigen, die sich bewerben, heißt es, seien nicht zu gebrauchen.

Durch intensive Recherchen in Arbeitgeberkreisen habe ich herausgefunden, dass der vermeintliche Fachkräftemangel ein Ablenkungsmanöver der Unternehmen ist, um einen eklatanten Wettbewerbsvorteil unseres Landes geheimzuhalten: den von deutschen Ingenieuren ersonnenen Fachkräfteabwehrmaßnahmenplan (FAMP). Andere Länder würden uns darum beneiden, wenn sie von seiner Existenz wüssten.

Mir sind Unterlagen zugespielt worden, die beweisen, dass nicht nur DAX-Konzerne, sondern auch der deutsche Mittelstand FAMP-Methoden seit Jahren gezielt anwendet. Die Geheimstrategie hinter FAMP ist so simpel wie wirksam: alles zu tun, um Fachkräfte nicht einstellen zu müssen.

Die Geheimstrategie hinter FAMP ist so simpel wie wirksam: alles zu tun, um Fachkräfte nicht einstellen zu müssen.

Denn machen wir uns nichts vor: Fachkräfte bestehen auf einem nicht unerheblichen Gehalt, fordern eine Einarbeitung, schrecken nicht vor Urlaub zurück, werden krank oder gar schwanger. Eine ganz üble Sorte trägt neue Ideen ins Unternehmen und bringt die ganze schöne Ordnung durcheinander. Solche Möchtegern-Revoluzzer kann niemand gebrauchen. Ein weiterer Vorteil: Dank FAMP lässt sich die Bilanz aufhübschen, indem Stellen nicht mehr neu besetzt werden – ein paar Kostenfaktoren weniger!

Was sind also die Grundprinzipien des geheimen Fachkräfteabwehrmaßnahmenplans?

1. Was ich nicht weiß, macht dich nicht heiß.

Der Arbeitgeber hat keinen blassen Schimmer, wen er eigentlich sucht, für welche Aufgaben und welche Ziele. Das ist auch egal, denn er sucht ja gar nicht. Das Rätsel um schwammige Stellenanzeigen und Auskünfte verweigernde Personaler wäre also schon mit Punkt Eins gelöst.

2. Wehret den Anfängern!

Steht schon in der Bibel. Jedenfalls so ähnlich. Berufsanfänger gnadenlos aussortieren – das ist der eherne Grundsatz der FAMP-geschulten Personaler: „MIT BERUFSERFAHRUNG, steht doch in der Anzeige!“ Dass die armen Milchgesichter so natürlich nie eine Chance bekommen, Berufserfahrung zu sammeln, zeugt von der Genialität des FAMP.

3. Gib Quereinsteigern keine Chance.

Es soll bitteschön jemand kommen, der mindestens zehn Jahre lang exakt den gesuchten Job bei der Konkurrenz gemacht hat. So erspart man sich nicht nur eine nervige Einarbeitung oder Ausbildung, sondern verhindert auch, dass jemand frischen Wind in den verpupsten Laden reinbringt. Außerdem werden noch sieben extreme Spezialisierungen gesucht und vier Fremdsprachen. Exakt diese Person gibt es aber nicht. Chapeau, was für ein Schachzug!

4. Ausbildung vor Erfahrung.

Im Übrigen reicht es nicht, dass jemand zehn Jahre lang den exakt gleichen Job gemacht hat. Berufserfahrung ist nicht alles. Denken Sie daran: Das Ziel des FAMP ist es, Fachkräfte abzuwehren. Und wer nicht das neuste Zertifikat vorweisen kann, ist keine Fachkraft! Ohne Ausbildung, ohne Abschluss, ohne Schein fliegt der Bewerber sofort raus. Was nützt Erfahrung? Echtes Wissen stammt aus Büchern, nicht aus der Praxis. (Außerdem: Zehn Jahre im gleichen Job – zeugt das nicht von einer gewissen Trägheit?)

5. Noch ’ne Runde drehen – im Bewerbungskarussell.

Wer bislang dachte, das Bewerbungsverfahren sei dazu da, die richtige Bewerberin zu finden, der täuscht sich. Vielmehr sollen Ausdauer und Leidensfähigkeit der Interessenten lange genug strapaziert werden, als dass sie schließlich aufgeben. Eine erste Kandidatenauslese findet durch die Online-Bewerbungsplattform statt.
Wer sich dort durchgekämpft hat, ohne sich die Haare auszuraufen, wird in mehreren Verhörrunden mit immer neuen Gesprächspartnern konfrontiert. Am Ende steht dann das Assessment Center, wo der Kandidat zeigen kann, wie er beim Absolvieren von Assessment Centern auf ganzer Linie versagt. Sollte das immer noch nicht abschreckend genug gewirkt haben, ist der Kandidat zum Probearbeiten einzuladen. Denn wie heißt es so schön: Culture eats the candidate for breakfast.

6. Vorstellungsgespräch.

Unzählige Erfahrungsberichte erfolgreich abgewehrter Bewerber belegen es: Im Vorstellungsgespräch geht es selten um das, worum es eigentlich gehen sollte – den neuen Job. Stattdessen muss die Kandidatin mal wieder jeden einzelnen Schritt ihres Lebenslaufs rechtfertigen oder berichten, wie sie die größte Herausforderung ihres Lebens (Pflege und Tod der Oma) gemeistert hat. Oder auswendig gelernte Stärken und Schwächen vortragen. Oder aber, wenn der zukünftige Chef sich für Fußball interessiert, Fan der einzig richtigen Mannschaft sein. Die hohe Schule des FAMP-gerechten Vorstellungsgespräches ist übrigens, wenn der Unternehmensvertreter einen Monolog hält und den Bewerber gar nicht zu Wort kommen lässt. Ergebnis: „Tja, das passt dann wohl nicht mit uns!“

7. Defizit statt Potenzial.

Niemanden im Unternehmen interessiert, was ein Bewerber leisten KÖNNTE oder wie er sich entwickeln KÖNNTE. „Für Potenzial kann ick mir nüscht koofen“, sagt der Berliner. What you see is what you get, and what you see ist what you don’t want. Denn der Bewerber ist nicht perfekt. Und nicht perfekte Bewerber sind laut FAMP-Richtlinien auszusortieren. So einfach ist das.

8. Gleich und gleich gesellt sich gern.

„Hier sitz‘ ich, forme Menschen
Nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sei.“
So schrieb schon Goethe im „Prometheus“ – und Goethe hat immer Recht. Deshalb stellen weiße männliche Chemiker eben weiße männliche Chemiker ein. Diversity? Eine spinnerte Idee der Amerikaner. Frauen, Ausländer und andere Merkwürdigkeiten sind FAMP-technisch leicht abzubiegen. Deshalb werden auch anonyme Bewerbungen strikt abgelehnt. Man muss doch wissen, wen man sich nicht ins Haus holt.

9. Man spricht Deutsch.

Zugegeben, nicht alle Unternehmen halten sich an diese FAMP-Regel. Gerade unter den großen Konzernen gibt es einige abtrünnige, die eine company language eingeführt haben. Das ist natürlich ganz großer Quatsch und überhaupt nicht FAMP-konform. Denn wer sich sprachlich internationalisiert, öffnet ja der ganzen Welt Tür und Tor – eine Fachkräftewelle könnte Deutschland überrennen.

Tja, unsere deutschen Tüftler können nicht nur Dieselgate, sondern auch FAMP. Wenn Sie das nächste Mal etwas von „Fachkräftemangel“ lesen, dann kichern Sie vielleicht leise vor sich hin – denn Sie wissen es besser.

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